Die Sprachverwirrung zu Babel hat sich zu einem weltweiten und fachübergreifenden Phänomen entwickelt. Neues wird nicht mehr aufgrund seiner Neuheit als Neu erkannt, sondern nur noch dann als solches akzeptiert, wenn dazu ein neuer Begriff oder noch besser eine Abkürzung aus maximal 3 Buchstaben gefunden wird. Dies geht sogar oft so weit, daß nur noch der neue Begriff zählt und der meist gar nicht vorhandene Inhalt nur noch eine untergeordnete Rolle spielt.

Kommunikation ist außerhalb fast schon als sektenartig zu bezeichnender Gruppen kaum noch aufrecht zu erhalten. Mitreden kann nur noch, wer die entsprechenden Begriffe kennt, oder zumindest, wie alle anderen, so tut als ob. Wenn es in der heutigen Zeit noch irgendein Tabu gibt, dann ist es das Tabu in einer Fachdiskussion zuzugeben, daß man mit einem bestimmten Wort beziehungsweise Begriff nichts anfangen kann.

Wer allerdings dieses Tabu endlich einmal überwindet, stellt zumeist fest, daß es in einer Gruppe von beispielsweise 10 Teilnehmern. außer ihm selbst noch mindestens 8 weitere gibt, welche äußerst dankbar für diese Tabuverletzung sind.

Da aber dieses Tabu ein sehr starkes ist, wird eine funktionierende Kommunikation immer schwieriger. Auch und insbesondere geschriebene Texte / Mitteilungen / Briefe / Dokumente / Beschreibungen / Pflichtenhefte und so weiter sind kaum noch zu verstehen, da sich keiner mehr traut seine Vorstellungen nicht mit Fachbegriffen und umschreibenden Formulierungen zu versalzen. Dabei sollte auch in der Kommunikation das gleiche wie in der Küche gelten: Durch sparsame und gezielte Zugabe von Gewürzen das eigentliche Gericht zu verbessern, ohne dessen Eigengeschmack zu vernichten.

Dabei geschieht hier genau genommen nichts anderes, als daß Minderwertigkeitskomplexe kultiviert werden. Nur wem es an Selbstvertrauen mangelt ist darauf angeweisen sein schmackloses Gericht mit einer Überdosis an Gewürz zu versehen und darauf zu hoffen, bei demjenigen welcher dieses Gericht essen muß wiederum Minderwertigkeitsgefühle zu wecken weil er weder die Gewürze kennt noch in der Lage ist, das eigentliche Gericht zu identifizieren.

Unweigerlich wird dies dazu führen, daß beim nächsten Mal bei vertauschten Rollen noch exotischere Gewürze verwendet werden und damit im Kreisschluß auch das restliche Selbstvertrauen des ersten Kochs endgültig zerstört wird.