Nehmen wir einmal an, daß alles was
uns bewußt wird (ein geschriebenes Wort, ein gesprochenes Wort,
ein Baum, ein Bild, ein Ei etc.) etwas individuelles hat; etwas was
wir der Einfachheit halber mal ein Spektrum nennen wollen. Dann gibt es
zwangsweise auch eine unendliche Anzahl von Spektralbereichen (alle
geschriebenen Wörter, alle Bäume, ...) sowie mehrfach
ineinander geschachtelte Subbereiche (Deutsch, Englisch, Bayrisch, ...).
Unter dieser Annahme ließe sich Intelligenz
definieren als die Fähigkeit der Mobilität innerhalb eines
Spektralbereichs (z.B. Die Erkennung der Zusammengehörigkeit
einzelner Worte), sowie der Fähigkeit Transformationen von einem
Spektralbereich in einen anderen vorzunehmen (z.B. Das Wort
"Mutter" zu tranformieren und zu assoziieren mit dem Bild
der Mutter).
Wenn wir Intelligenz solchermaßen definieren, wird offensichtlich
woran heute etablierte Intelligenztests scheitern bzw. wo sie ihre
Grenzen haben. Ein in endlicher Zeit bewältigbarer Intelligenztest
muß sich notwendigerweise auf die Messung der Mobilität
innerhalb einer sehr geringen Anzahl von Spektralbereichen beschränken;
ganz zu schweigen von der Messung der Fähigkeiten zur Transformation
von einem Spektralbereich in den anderen.
Sollte aber die sogenannte menschliche Intelligenz, zumindest zum
heutigen Zeitpunkt, eine endliche Natur haben, so wird klar,
daß es eine beliebige Anzahl anderer Intelligenzformen geben
kann und muß, welche sich in einem anderen als dem unseren
Spektralbereich bewegen.
Von diesen Intelligenzformen können wir bestenfalls eine schwache
Vorstellung gewinnen, nämlich dann, wenn sich diese Spektralbereiche
mit den unseren zumindest geringfügig überlappen. Nur in diesem
Fall besteht die Möglichkeit der Interferenz, welche die Voraussetzung
von Erkenntnis ist.
In diesem Lichte betrachtet gewinnt die Vermutung der Intelligenz bei
Ameisenvölkern bis hin zu den Delphinen eine ganz neue Bedeutung,
da wir nicht länger diese Form der Intelligenz als minderwertig ansehen
können sondern sie als gleichwertig, wenn auch andersartig, akzeptieren
müssen.
[© Copyright Peter Linssen, 10.08.2000]
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